Stream Box DS – Test des neuen Project Stream-Clients

Der für seine Schallplattenspieler bekannte Österreichische Hersteller Project geht neue Wege: Vollständig digitale.

Was kann die neue Stream Box DS von Project ? Ich beginne mal damit zu erklären, was sie nicht kann:
Sie spielt keine Schallplatten ab.

Stream Box DS - Project original Werbefoto des DeutschlandvertriebsDamit ist sie für uns uninteressant, denn das kann ja nicht klingen ? Falsch !
Natürlich sind wir dafür bekannt uns der analogen Musikwiedergabe verschrieben zu haben. Aber ca. 75% unserer Kundenkontakte erfolgen bei uns digital. Als IT Fachkraft, die mit einem Atari 2600 in den Siebziger Jahren groß wurde, wegen seines Commodore C64 nächtelang nicht schlafen konnte und seit dieser Zeit permanent jede noch so kleine Entwicklung im "digitalen" Bereich mit Interesse verfolgte, kann man sich solch einem Gerät nicht verschließen.

Eigentlich hatte ich schon so ziemlich alles in der Hand was der kommerzielle Markt hergibt. Jeder Prozessor mit jedem MS Betriebssystem wurde von mir schon installiert. Während meiner Ausbildung schielte ich neidisch in die Kraftfahrzeuge meiner Gesellen, die ein 30kg schweres Mobiltelefon darin eingebaut hatten.
Ich trug einen Koffer mit mir herrum, nur damit man notfalls erreichbar sein konnte. Das erste bezahlbare und sinnvolle Handy, dessen Größe (Kleinheit) man damals bestaunte, könnte heute dazu verwendet werden, um Brennholz zu hacken.
Kurz nachdem das MP3 Kompressionsverfahren vom Frauenhofer Institut frei gegeben wurde, lief bei mir eine Art Musik-Server Station. Ein PC mit 3 Platten, dazu eine Soundblaster Karte und ein 14 Zoll Bildschirm. Unendlich umständlich, aber ich hatte großen Spaß damit.
Nein, man kann wahrlich nicht behaupten ich sei ein ewig Gestriger.
Aber bis zum heutigen Tage vermochten mich nur Geräte dann vollständig zu beeindrucken, wenn diese gepresst Apfelsaft ergeben würden. 🙂
Alles habe ich ausprobiert und alles landete irgendwann in meiner Schublade, weil es einfach nicht 100% war. Nicht mal 90%. Und meiner Meinung nach wird diese Rate benötigt, um ein technisches Gerät vollständig in den Alltag ein ziehen lassen zu können.

Niemand möchte, um Musik zu hören, 20 verschiedene Geräte hochfahren, 10 Lüfter hören, 30 Knöpfe drücken, TV's zum gleichen Zeitpunkt aktivieren, um das selbige bedienen zu können und zwischen jedem Schritt drei Minuten warten müssen.
Auch empfindet niemand Freude daran, sich 10h mit schlecht übersetzten Bedienungsanleitungen komplexe Konfigurationen vor zu nehmen. Und es kann sich einfach nicht jeder leisten, 4500,- € für eines der High End Stream Systeme zu investieren.
Womit wir nun an der perfekten Überleitung zu meinem eigentlichen Stream Box DS Test angekommen wären.

Kaum wurde mir von Project der recht große Karton geliefert, war ich auch schon beim Auspacken. Stream Box DS - Größenvergleich des Stream Clients von ProjectUm so mehr war ich erstaunt, als ich sah, was sich darin befand. Obgleich ich es eigentlich hätte wissen müssen, da Project ja bekannlich ein Meister der Kompaktgeräteentwicklung ist. Mit dieser Gehäusegröße habe ich dennoch nicht gerechnet.
Die aus der Werbung und dem Internet bekannten Bilder suggerieren einem ein Standard Format. Man erwartet ein Gerät in der Größe eines High End CD-Players. Tatsächlich ist es aber ein wirklich putziges Gerät. Siehe den Vergleich zum PS3 Controller.
In Händen gehalten wirkt es wertig. Beim Heben spürt man ein deutliches Gewicht. Offenbar hat man nicht mit Material gespart und einiges verbaut..Schließlich ist kein Netzteil im Gerät ! Das hochwertige Metallgehäuse ist sicherlich hauptverantwortlich für das Gewicht. Gepaart mit der schönen Alu-Front handelt es sich um ein System, das man gerne in seine Hifi Kette mit einfließen lässt.
Ich schalte ein. Ein deutliches "Klonk" ist zu vernehmen. Sehr schön. Relais gesteuert, denke ich mir. Da beginnt die Freude schon beim Einschalten. Der große Bildschirm wird mit Leben gefüllt. "Oh…schön bunt".
Man hatte es ja gelesen vorher. Dennoch ist man erfreut von der Farbenpracht und Auflösung des Bildschirms.

Kurz vor dem eigentlichen Aufstellen des Gerätes fiel mir die Bedienungsanleitung zu Boden. Ich ließ sie liegen. Warum ? Weil ich der Meinung bin, daß intuitiv konzipierte Geräte keine benötigen. Kein Mensch nimmt sich eine Apfel Bedienungsanleitung zur Hand.
Eine perfekte Mensch-Maschinen-Schnittstelle benötigt keine Anleitung. Man hat die Bedienung in den Genen.

Und hier ?…ich bin erstaunt..wirklich ! Man braucht sie bei diesem Gerät tatsächlich nicht. Selten hatte ich ein elektronisches Gerät in der Hand, das derart viel tut (aus meiner Sicht) und so einfach zu bedienen ist.
Mit der Fernbedienung in der Hand gehts vorwärts:

Sprache "englisch" ? Will ich nicht…. das muß umgestellt werden….wo würde ich das suchen ? "Settings" … genau. Rein, Cursor hoch auf "Deutsch", Pfell links…fortan spricht das Gerät in meiner Sprache mit mir.
Auf dem Weg zu dieser Einstellung fiel mir auf, daß eine Änderungsfunktion für die Bildschrimanzeige vorhanden ist. Rein ins Menü…"ah, da ist eine anderes Bildschirm Thema". Ausgewählt….super. Jetzt ist alles schön "schwarz/orange".
Gefällt mir doch viel besser als dieses kalte blau.

Stream Box DS - Firmware Upgrade - DeutschNun laß ich vorher über die Internetfähigkeit des Gerätes. Also mal schauen, was man so alles einstöpseln kann Ein Ethernet RJ45 Anschluß und eine Antenne. Na, ich will hier ja keine Kabel legen. Antenne drauf und schon versinke ich in der Konfigurationseinstellung. "Netzwerkeinstellungen….bitte ja, mein Netz hier scannen. Gefunden … super, rein…Passwort eingeben. O.K. ..ZACK. Ich bin in meinem Netz und Internet ist aktiv."

Bisher sind ca 1,2 Minuten vergangen seit dem Auspacken. So muß das gehen. Das ist das was ich heutzutage erwarte.
Was macht der afine IT Mensch wenn er neue Hardware hat ? Genau, er will die aktuelle Firmware. Auf den Knopf gedrückt, Update: ja. ZACK…..neue Software kommt. Reboot, fertig.
Das Gerät ist nun auf dem aktuellsten Betriebssystemstand. Einfach nur großes Kino wie ich meine.Stream Box DS - Anschlüsse Gehäuse Rückseite - Project

So. Nun wollen wir ja was bestimmtes mit dem Ding machen. Richtig. Musik hören. Ich sehe zwei Cinch Buchsen. Kabel waren keine dabei. Egal. Wir High Ender wissen ja, die Beipackstrippen machen nur Sinn um das Vogelhäuschen draußen am Balkon zu befestigen.
Mal schnell schauen was greifbar liegt. Gut, ein paar Kimber Cable liegen noch in der Schublade. Momentan alles noch im Wohnzimmer, weil ich das jetzt einfach ausprobieren will.
Keine 10.000 € Boxen dran. Nein, ein paar Pro-Ject Speaker, befeuert von einem englischen Audion Hybrid Verstärker. Meine Playstation Konfiguration. Durchaus Spaß machend…

Nun sollte ich vielleicht erwähnen, daß ich einige Gigabyte Daten auf meiner NAS liegen haben. In stundenlanger Arbeit hatte ich über die letzten Jahre meine CD's konvertiert. Aber außer für mein Apfelgerät, daß mich am Flughafen unterhält, eigentlich nie benutzt.
Die will ich jetzt zugreifen. Ich drück auf der Stream Box DS auf den Knopf. Schon habe ich sie gefunden. Ja, ich will auf Daten von meiner NAS zugreifen. Schon sehe ich die von mir angelegten Musik Ordner, Etwas tiefer…"A" wie Amy. O.K. reingeklickt, "Back To Black". Ja, das Album will ich. Erster Titel. Play. 

Wiedergabe Screen Project Stream Box DSLautstärke hoch…..fantastisch. Ich möchte mir jetzt noch kein tieferes Klang-Urteil erlauben. Dafür muß ich sie an meine große Anlage anschließen. Aber: Klasse, vom Start weg überzeugend.
Es handelt sich um ein hochwertiges FLAC file. Es kommt druckvoll, sauber und aufgelöst aus den kleinen Speakern.
Was bitte will ich mehr ? Endlich kann ich vom Sofa aus meinen gesamten Musikdatenbestand zugreifen. Komfortabel und in bester Qualität.
O.K. mal schnell was nehmen mit der Extra Portion Dynamik. Ab in meinem Techno Ordner und Vollgas.
Wow…das knallt. Da bleibt kein Auge trocken. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Trocken knacken die Elektro-Bässe aus meinen Lautsprechern und verwandeln das Wohnzimmer sofort in eine House-Disko.
Bereits an dieser Stelle habe ich mich in dieses Gerät verliebt. Es dauerte 4 Minuten um es in Betrieb zu nehmen. In 4 Minuten hatte ich Zugriff auf Daten, die bei mir im Keller stehen. Jedes File spielte die Project Stream Box DS sofort anstandslos ab. Egal ob Flac, MP3, oder was sonst auch immer.
iPod eingsteckt und schwups…da ist er und im Zugriff. Vom Sofa aus. Das Display informiert mich ständig über Titel, Interpreten und Laufzeit. Die Menüstruktur ist intuitiver Standard. Jeder der Word-Dokumente auf seinem Rechner anlegt,, nutzt die gleiche Vorgehensweise.
Aufgebaut wie ein Baum hangelt man sich vom Hauptzweig durch seine selbst angelegt Ordnerstruktur. In meinem Fall bedeutet das beispielsweise; ROCK / PINK FLOYD / THE DARK SIDE OF THE MOON / …. jetzt kommen die Titel. Den ersten anwählen und los geht es.

Stream Box DS - Internet Radio Funktion - ProjectAber es kommt noch besser: "Was ist denn das hier ? Internet Radio. Mal draufdrücken -sucht- erscheint im Display." Eine gewaltige Auswahl an Musik Genres und Sendern. Ich drücke irgendwo rein. Jazz. Dutzende an Sendern stehen mir zur Verfügung.  Ich wähle irgend einen aus. Eine Sekunde später erscheint das Logo des Senders im Display, der aktuelle Song mit Interpret und die Laufzeit des Liedes.
Und aus dem Boxen ertönt bereits die Musik.
Diese je nach Sender unterschiedlich hoch gestreamt. Da liegt es bei Ihnen, einige Spitzensender zu finden und diese mit der praktischen "Favoriten" Taste ab zu speichern.
Nun ist dieser Internet-Radio Sender gespeichert und leicht zu finden. Stream Box DS - Internet Radio Funktion - Project

Es finden sich viele musikalisch und klanglich überzeugende Sender, deren Auswahl keine Wünsche offen lässt. Der Zugriff auf die einzelnen Sender erfolgt entweder per Suche direkt, über Musik Genre sortiert oder alphabetisch sortiert.
Was soll ich sagen ? Dieses Gerät macht unheimlich Spaß, funktioniert auf Anhieb und weiß -so weit ich das bisher beurteilen kann- in seiner wiedergegebenen Tonqualität mehr als zu überzeugen.

Für mich ist es die berühmte eierlegende Wollmillchsau. Ein Gerät wie dieses habe ich schon lange gesucht.
Man sollte aber nicht verschweigen, daß es aber auch ein paar konzeptionsbedingte Nachteile hat.
Absolute Neulinge in der digitalen Musikwelt müssen sich im Klaren sein, daß -die Internet-Radio Funktion jetzt mal außen vor- sie erst einmal die gewünschte Musik konvertiert und gespeichert werden muß.
Sie bnötigen ein funktionsfähiges Netzwerk (mit Router etc.), sowie einen Datenspeicher. Am besten natürlich als NAS (Network Attached Storage)
Ich persönlich nutze ein älteres Gerät von Synology im Preisrahmen von ca. 160,- €. Diese Geräte sind in verschiedenen Ausführungen erhätlich. Der Preis richtet sich nach Speichergröße, Geschwindigkeit und Ausfallsicherheit. 
Stream Box DS - Fernbedienung - ProjectFür ein kleines System sind Sie aber mit knapp über 100,- € schon dabei.
Natürlich können Sie auch eine einfache USB Festplatte mit Musikdaten füllen und diese einfach an die Stream Box anschließen. Dies wird ihr aber nicht gerecht. Den höchsten Komfort erreichen Sie über einen Netzwerklösung.
Es ist nicht möglich, Ihre CD's mit dem Gerät zu konvertieren. Dazu ist es nicht gedacht. Viele mögen das als großen Nachteil ansehen. Und in der Tat, es wäre toll, könnte man vorne durch einen Schlitz seine CD geben und den Konvertierungs- und Speicherprozess mit einem Knopfdruck beginnen.
Das kann sie nicht. Sie benötigen definitiv einen PC dafür.

Aber ich bin mir sicher, die meisten Nutzer können damit leben.
Ein High endiges Gerät, daß das letzte aus Ihren digitalen Musik Files rausholt und sie hübsch verpackt, hoch komfortabel und einfach zu bedienen, wieder gibt.

Ich liebe die Stream Box von Project jetzt schon !

Stream Box DS - Apple iphone - iPad WiedergabeJetzt hätte ich noch eines vergessen zu erwähnen. Während ich mich für einen kurzen Besuch im benachbarten Lebensmittelgeschäft vorbereitete, nahm ich ein mittlerweile überlebenswichtiges Gerät zu Hand, um es in der Tasche verschwinden zu lassen. "Da war doch noch etwas", schoß es mir sogleich durch den Kopf. Jacke noch mal ausziehen, das berühmte weiße Kabel aus dem Schrank genommen, USB Stecker vorne in die Stream Box eingestöpselt, den anderen in die Buchse am untern Ende eingeführt.
USB Anschluß ausgewählt….es macht kurz piep….und gefühlte 200 Milisekunden später steht mir der gesamte Inhalt meines Apfelgerätes zur Verfügung. So gut klang mein iPhone(r) noch nie ! Und die Cover machen sich blendend im Stream Box Display.

Was fiel mir nun abschließend auf ? Ich habe dies in einer Vorteil / Nachteil Abbildung aufgeführt:

Vorteile der Stream Box

  • Hochwertig verarbeitetes Metallgehäuse mit Aluminium-Front
  • Kleine Abmessungen
  • Einfachste Konfiguration
  • Ethernet und W-Lan Anschluß
  • Intuitive Bedienung. (Weniger ist mehr !)
  • Sofortige Erkennung aller externen Komponenten wie NAS, USB HD's, Apple(r) Geräte
  • Großer, hochauflösender Farb-Display
  • Fernbedienung
  • Guter Klang
  • Internet Radio
  • USB Anschlüsse Front (für Telefon etc) & Rückseite (für Daueranschlüsse)
  • Firmware Update über Internet
  • Spielt nahezu jedes Stream Musik File
  • Anzeige von zuvor gespeicherten Album Bildern
  • Anzeige der Radio Sender Logos
  • Informiert über Interpret, Titel und Laufzeit
  • Kann auch Fotos anzeigen
  • Günstiger Preis (preiswert)

Nachteile der Stream Box

  • Keine Konvertierung im Gerät möglich (fehlendes CD Laufwerk)
  • Keine Anzeige der Übertragungsraten (Stream File und Radio)
  • Favoriten lassen sich nicht personalisieren. Es gibt nur einen Favoritenbereich, der auch nicht unterteilbar ist.
  • Kein automatisches Cover Update
  • Nur per Fernbedienung zu steuern

Ein ausführlicher Hörtest der Pro-Ject Stream Box DS folgt auf Dr. Vinyl.

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